Meine
Mama feiert heute ihren 72. Geburtstag. Dieser Beitrag ist wieder ein Geschenk
für Sie, wie der Blog. Sie häkelt schaffensfreudig und unermüdlich weiter. Auf den Bildern kann man ein neues
Stück von ihr sehen. Aber ich möchte was anderes hier erzählen.
Mama hat diese Stücke gehäkelt, eine Tante von mir hat die Teile zusammengenäht. Auf dem Foto ist meine Nichte, diese Enkeltochter hat meine Mutter großgezogen |
Ich
lese jetzt ein Buch von Peter Sloterdijk. „Du mußt dein Leben ändern“. Gestern
habe ich ein Kapitel über „Trotzexistentialismus“ oder „Krüppelexistentialismus“
gelesen. Und da habe ich das Leben, das Streben von meiner Mutter in einem
neuen Licht gesehen. Ich habe verstanden, wie sie lebt, warum sie so viel
erreicht hat, und warum sie immer neue Ziele vor sich selber stellt, neue Aufgaben
findet. Sie lebt immer „trotzdem“.
Als
sie fünf Jahre alt war, hatte sie einen Unfall: Der Wirbelsäulenbruch. Sieben Jahre
hat Mama in Krankenhäusern verbracht, fünf von denen in einem Gipsbett. Als sie
wieder zur Familie zurückgekehrt, hat sie versucht so normal wie möglich zu
leben, so normal wie die andere gesunde Menschen. Sie hat ihr Korsett
weggeworfen, Sport gemacht, sich viel bewegt. Danach hat sie studiert, sie hat
Kinder bekommen – trotz ihres Rückentraumas, trotz allen Medizinern, die ihr es
verbieten wollten.
Als
meine Eltern vor zwei Jahren hier in Deutschland in Bad Neuenahr eine Kur
gemacht haben, waren sie bei einem Arzt. Er hat die Röntgenbilder angeschaut
und war sehr gewundert, wie meine Mutter sich noch so aktiv bewegt. Er war
gewöhnt die Menschen mit solchen Leiden,
mit solchen Wirbelsäulenverletzungen in einem Rollstuhl zu sehen.
Jetzt
weiß ich, wie man leben muss. Jetzt verstehe ich besser diese Forderung, der Imperativ: „Du mußt dein Leben ändern!“
Die Nichte ist auch ein Beispiel "Trotzexistentialismus". Sie hat Herzfehler, aber studiert Psychologie an der Uni. Sie macht sehr schönes Schmuck aus Glasperlen. |
Ich
werde mein Leben ändern. Ich habe ein Vorbild vor mir – meine Mutter.
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